Einsteins Glaubensbekenntnis, Teil 2
Einsteins philosophisches Denken ist stark von seiner jüdischen Herkunft geprägt. Über seine Religiosität gibt es widersprüchliche Aussprüche. In dem genannten Buch spricht er sich als äußerst dankbar für seine religiöse Herkunft aus und schätzt die Werte der jüdischen Weltanschauung hoch ein, wenngleich er nicht an einen Gott im herkömmlichen Sinne glaubte. Offenbar hatte er im Laufe seines Lebens unterschiedliche Ansichten über Glaube, Religion und Gott und gab sich bei seiner ersten Berufung zum Professor in Prag als konfessionslos aus. Kennzeichnend für ihn war seine bereits seit dem ersten Weltkrieg deutlich vertretene pazifistische Einstellung. Zufolge dem Historiker Ze‘ ev Rosenkranz gehörte er zu den wenigen deutschen Gelehrten, die sich gegen den Krieg aussprachen und spürte offenbar eine starke Entfremdung von den deutschen Patrioten, die sich in großer Mehrzahl zunächst für diesen Krieg begeisterten - als sie noch nicht wussten welches jahrelange Leid dieser mit sich bringen würde. Einstein wandte sich seit dieser Zeit zwar wieder der zionistischen Bewegung zu, jedoch nicht ohne Konflikte wie Rosenkranz weiter schreibt. „Obwohl er eine Rolle als Symbolfigur innehatte, gehörte er der Bewegung nicht ganz an.“ Einstein war später auch ein Bewunderer Gandhis und dessen Ideen von Ahimsa, der Praktizierung von Gewaltlosigkeit und korrespondierte mit ihm. Zu mehreren Treffen kam es jedoch mit dem indischen Dichter-Philosophen Rabindranath Tagore , mit dem er über verschiedene philosophische und religiöse Themen sprach. Er war ideologisch vielseitig offen und interessiert.
Offenbar war Einstein ein spiritueller Mensch wie viele andere Menschen heutzutage auch, die sich jedoch nicht den Konventionen einer Kirche zugehörig fühlen. So schrieb er: "Einen Gott, der die Objekte seines Schaffens belohnt und bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach der Art desjenigen, den wir an uns selbst erleben, kann ich mir nicht einbilden." (1) Eine besonders schöne Textpassage von ihm gebe ich hier aus einer Übersetzung wieder, die mir eine Tante von mir geschickt hat. Deren Quelle kann ich allerdings nicht mehr ausfindig machen. Meine Tante ist jetzt nach Ihrem Tode nach eigener Aussage auf der Venus anzunehmen. Sie schrieb folgendes wunderschönes Zitat von Einstein auf, das sich in etwas holzig klingender Version auch in „Mein Weltbild“ findet.
Das Schönste und Tiefste was der Mensch erleben kann ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir, wenn nicht wie ein Toter, so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität.
© Februar 2015, Karin Jansen. Alle Rechte vorbehalten.
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